Offener Brief
an Markus Linden, Universität Trier,
an die Feuilleton-Redaktion der FAZ,
an den Rektor der Universität Bonn, Prof. Dr. Michael Hoch,
zur Polemik gegen Ulrike Guérot in der FAZ am 4. Juni 2022 von Markus Linden
Prof. Dr. Ulrike Guérot leitet den Lehrstuhl für Europapolitik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Guérot ist Autorin von „Wer schweigt, stimmt zu: Über den Zustand unserer Zeit und darüber, wie wir leben wollen“ (Frankfurt/Main 2022: Westend). Guérot ist mit 80 weiteren Akademikern Unterzeichnerin des Schreibens „Eine COVID-19-Impfpflicht ist verfassungswidrig“ an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages vom 9. März 2022 (7Argumente). Am 20. Juli 2021 wurde Guérot mit Matthias Burchardt von Gunnar Kaiser interviewt: „Vom Regen in die Traufe“ (KaiserTV). Im September 2021 wurde Guérot von Nina Proll interviewt: „Demokratie und Eigenverantwortung“ (#allesaufdentisch). Guérot tritt im Film „Pandemned“ auf, Mai 2022 (Marijn Poels).
Unvollständige Sammlung von Berichten und Kommentaren zur FAZ-Polemik, sowie zur Talkshow „Markus Lanz“ am 02.06.2022 (ZDF), chronologisch (neueste zuerst, € = hinter Bezahlschranke):
Oliver Mark, 01.07.2022, Moralkeule statt Meinungsfreiheit? „Panikmache“ und „Feigenblätter“ auf Servus TV: Ex-ORF-Chef Alexander Wrabetz diskutierte mit Politikwissenschafterin Ulrike Guérot bei „Talk im Hangar-7“ über das vermeintliche „Ende der Debatte“ (Der Standard)
Science-Files-Redaktion, 27.06.2022, Meta-Schmarotzen: Müllers Nachdenkseiten im Fadenkreuz akademischer Altlasten im gut geschmierten System politischer Korruption (über ein weiteres Denunziationsprojekt von Markus Linden; Science Files)
Markus Langemann, 21.06.2022, ‘Sie wollen de facto zu Fall bringen’, Interview von Markus J. Karsten mit Guérot, Video (Club der klaren Worte)
Milosz Matuschek, 18.06.2022, Wenn die Fahne fliegt, ist der Verstand in der Trompete (Freischwebende Intelligenz)
Roberto J. De Lapuente, 17.06.2022, Lanz’ heißer Stuhl (Neuland Rebellen)
Stefan Rose, 16.06.2022, Vom Gleichschalten und Treibjagen (Publikum)
Ursula Klein, 12.06.2022, Medienkritik: Zwischen Hexenjagd und Omnipräsenz. Affäre Ulrike Guérot geht weiter (Klein Report)
Leon Grupe, 10.06.2022, Ulrike Guérot: Wo die Politologin ist, ist Provokation (Berliner Morgenpost)
Gert Damberger, 10.06.2022, Ulrike Guérot: Absturz einer Paradeintellektuellen (Weekend.at)
Marcus Klöckner, 09.06.2022, Die Treibjagd: Ein FAZ-Redakteur und ein Soziologe schüren auf Twitter Stimmung gegen Ulrike Guérot (Nachdenkseiten; dazu: Leserbriefe, 14.06.2022)
Börsenblatt-Redaktion, 08.06.2022, Plagiatsvorwürfe gegen Ulrike Guérot (Börsenblatt)
Thomas Oysmüller, 08.06.2022, Alle gegen Guérot (tkp)
Wolfgang Koydl, 08.06.2022, Hexenjagd auf Ulrike Guérot (Weltwoche €)
Oliver Gorus, 08.06.2022, Klug, aber dumm: Der Fall Guérot (eigentümlich frei €)
Markus Linden, 07.06.2022, Die Worte bleiben aktuell (FAZ €)
Milosz Matuschek, 07.06.2022, Ulrike Guérot bei Markus Lanz: Wer für den Frieden ist, ist jetzt auch Feind (Berliner Zeitung; zuerst auf: Freischwebende Intelligenz)
Wolfgang Koydl, 07.06.2022, Ulrike Guérot fordert ein Ende des Blutbads in der Ukraine – und wird von allen Seiten attackiert. Ihr Fall zeigt: Debatten werden in Deutschland durch Glaubenssätze ersetzt (Weltwoche)
Mario Thurnes, 07.06.2022, Linke zerfleischen sich nun gegenseitig (Tichys Einblick)
Willi Huber, 07.06.2022, Die zwei Gesichter der Ulrike Guérot – im 57. Lebensjahr entdeckte sie die Freiheit? (Report24)
Daniel Wirsching, 07.06.2022, Polit-Talkshows sind zu oft auf Krawall ausgelegt (Augsburger Allgemeine)
Jakob Buhre, 07.06.2022, Betr. Interview mit Ulrike Guérot (Planet Interview)
Paula P’Cay, 05.06.2022, Ulrike Guérot ... was bei Lanz nicht gesagt wurde, Interview, Audio (Klare Sicht)
Maren Müller, 05.06.2022, Programmbeschwerde – Markus Lanz vom 2. Juni 2022 (Ständige Publikumskonferenz der öff.-rechtl. Medien)
Max Erdinger, 05.06.2022, Krieg & Frieden: Die kluge Ulrike Guérot bei Markus Lanz und den Dummies (Jouwatch)
Norbert Häring, 04.06.2022, Ulrike Guérot und der Krieg: Kommt man gegen die Argumente nicht an, wird die Person vernichtet (Geld und mehr)
Mathias Brodkorb, 04.06.2022, ‘Die Verhandlungslösung bin ich!’ (Cicero €)
David Berger, 04.06.2022, Ulrike Guérot: Stimme der Vernunft und des Friedens im deutschen Kriegswahn (Philosophia Perennis)
Philipp Königs, 03.06.2022, Bonner Studenten kritisieren Guérot für Ukraine-Aussagen (General-Anzeiger)
Marcus Klöckner, 03.06.2022, Markus Lanz und der Krieg gegen Ulrike Guérot (Nachdenkseiten; dazu: Leserbriefe, 07.06.2022)
Martin Böhmer, 03.06.2022, Talk ‘Markus Lanz’ Strack-Zimmermann und Guérot geraten bei Kriegs-Analyse aneinander (Kölner Stadt-Anzeiger)
Paul Schreyer, 03.06.2022, Ein Moderator sieht rot (Multipolar)
Die FAZ macht sich die Finger nicht schmutzig, sie findet den Schmutz stets beim anderen, den sie bald zum Gegner macht – und deren hat sie viel. Das ist ihre lang eingeübte Praxis, dafür wird sie von ihren klugen Köpfen, die sich hinter ihr verstecken, geliebt.
Die kritischen Stimmen, die seit Beginn der großen Inszenierung der Pandemie sich gemeldet haben, die, wie Ulrike Guérot, es bis in die Medien des Establishments gebracht haben, sind der FAZ ein besonderer Dorn im Auge. Und nun auch mit dem Krieg in der Ukraine gibt es Stimmen, die das ganze anders sehen als die Regierung und mit ihr die FAZ. Es scheint für sie höchste Zeit, jetzt wo sich immer mehr Kritiker der Regierungen melden, wo immer mehr Schaden der Politik offensichtlich wird, wo immer mehr Regierungen aus dem Kampfbund der Willigen ausscheren, und Durchhalteparolen nötig werden. In Bezug auf den Ukraine-Krieg beklagt Frau Baerbock bereits „Kriegsmüdigkeit“ („Wir haben einen Moment der Fatigue erreicht“), aber trotzdem müssten wir die Sanktionen aufrechterhalten. Jetzt also muss jedes Mittel recht sein, die „Ikonen“ der Bewegung, wie die FAZ schreibt, zu zerschlagen und vom Sockel zu stoßen.
In einem Beitrag im Feuilleton der FAZ vom 4. Juni zieht Markus Linden, Politikwissenschaftler an der Universität Trier, alle Register der Diffamierung, Unterstellung, Abqualifizierung der Stellungnahmen und Veröffentlichungen von Ulrike Guérot, Inhaberin eines Lehrstuhls für Europapolitik an der Universität Bonn. Den Stein ins Rollen gebracht hat bereits das Bonner Studentenparlament unter Führung von Jusos, die Frau Guérot vor kurzem an den Pranger gestellt haben und ihr ihre Äußerungen verbieten wollten. Dem folgte die Sendung bei Markus Lanz, in der er sie in respektloser Weise zerpflückte, ihr keine Chance gab, seinen Behauptungen, Unterstellungen zu entgegnen.
Bereits zu Beginn vergreift der FAZ-Autor sich mit der Abqualifizierung der Person, wenn er sie als Lehrstuhlinhaberin vorstellt, die „obwohl sie seit vielen Jahren vorrangig als Publizistin in Erscheinung tritt, nicht als Wissenschaftlerin.“ Würde er das von Professor Drosten, Professor Wieler, und wie die in täglicher Medienpräsenz nichts anderes als die Politik der Regierung Verteidigenden alle heißen, auch sagen? Und seit wann ist das öffentliche Auftreten von Wissenschaftlern ein Tabu? Ist es nicht im Gegenteil so, dass die Position des Professors mit der Verpflichtung verbunden ist, in die öffentliche Debatte einzugreifen, ein Jürgen Habermas wäre ohne diesen Job nicht zum moralischen Gewissen der Nation avanciert, und auch er ist nur ein matter Abglanz des Sartreschen oder Marcusianischen „Intellektuellen“.
An diesen Intellektuellen mangelt es gerade heute, heute wo es darauf ankommen würde, Position zu beziehen, Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, auch und vor allem das Recht auf Freiheit der Meinung, auf selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben, die alle im Mund und vor allen Dingen in den Handlungen der Politiker zu leeren Phrasen herabgewürdigt worden sind, zu verteidigen. Gerade deshalb, weil es an solchen fehlt, ist es umso leichter, sich an den wenigen zu vergreifen, ein Exempel zu statuieren, sie zum Staatsfeind zu erklären. Das ist die Perspektive, das Ziel.
Bei Guérot versucht es der FAZ-Autor unter der Gürtellinie: Er bezichtigt sie der Halbwahrheiten und Falschheiten, wirft den Plagiatsvorwurf in den Raum, der stets eine Aufforderung zur Hetzjagd bis zur Vertreibung bedeutet.
Belege und inhaltliche Auseinandersetzungen? Fehlanzeige. Im Unterschied zum politischen, „publizistischen in Erscheinung treten“ ist dieser Vorwurf aber nur durch winkeladvokatische Züge, Verdrehungen, Insinuierungen einzubringen, wie z.B. „hier paraphrasiert Guérot… Für sich genommen, ist das kein Diebstahl, aber erfahrene Dozenten wissen, dass darauf in studentischen Hausarbeiten bisweilen noch andere Stellen folgen – bis hin zum Plagiat“. Die Ungeheuerlichkeit dieser Unterstellung ist nicht zu überbieten.
So ist der Beitrag in der FAZ eine Dokumentation des Ungeistes, der die öffentliche Diskussion ergriffen hat, von dem sich aber zumindest Angehörige einer Universität fernzuhalten haben.
Gerade Universitäten müssen an ihren gesellschaftlichen Auftrag gemahnt werden.
Wir fordern die Universität Bonn auf, sich entschieden vor ihre Kollegin Frau Guérot zu stellen.
Berlin, den 5. Juni 2022
Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder
Kontakt & Unterzeichnung bitte per Email an:
Klaus-Juergen.Bruder@protonmail.com
Die Erstunterzeichner:innen (alphabetisch):
MD Norbert Andersch, Prof. Dr. Armin Bernhard, Prof. Dr. Hans-Jürgen Bandelt, Petra Batsakis, Prof. Dr. Rudolph Bauer, Michael Beier, Ralph Boes, Prof. Dr. Eva Borst, Beate Brockmann, Prof. i.R. Dr. Herbert Breger, Dr. Almuth Bruder-Bezzel, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder, Robert Cibis, Prof. Dr. Wolfram Elsner, Hartmut Barth-Engelbart, Anneliese Fikentscher, Dr. Reiner Fuellmich, Prof. Dr. Mark Galliker, Ulrich Gellermann, Wolfgang Gehrcke, Prof. Dr. Malte Griesse, Dr. K. Herthneck, Jean-Theo Jost, Dr. Werner Köpp, Elfriede Krutsch, Juliane Kubicki, Grischa Leifheit, Stephanie Mahl, Marianne Manda, Ulf Martin, Prof. Dr. Georg Meggle, Prof. Dr. Michael Meyen, Roland Mink, Andreas Neumann, Christiane Pahnke, Arnulf Rating, Eva Rating, Christiane Reymann, Wolfgang Romey, Thomas Rudek, Dr. Werner Rügemer, Hans Scherner, Dr. Monika Schlichter, Kathrin Schmidt, Prof. Dr. Michael Schneider, Ansgar Schneider, Siera P. Siemering, Frieda Stahmer, Conny Stahmer-Weinandy, Peter Thiel, Bilal Topac, Norbert Voß, Dr. Hellmut Weber, Robert Weber, Dr. Martin Wendisch, Claudia Weßling, Franz Witsch.
Weitere Unterzeichner:innen (chronologisch, neueste zuerst):
Prof. Dr. Margarete Tjaden-Steinhauer, Dorothea Kröll, Esther Weinz, Gerald Warnke, Annette Quester, Dr. med. MPH Michael Kronawitter, Mathias Eifried, Iris Ade, Wolfgang Ade, Elfriede Simons, Hans Theo Simons, Thomas Wolf, Joachim Reinhardt, Dr. Detlev Sträter, Julia Neigel, Dr. Klaus Pfaffelmoser, Yves Scherdin, Klaus Lanz, Doris Zabel, Judith Christian, Patrick Dornes, Joe Brozio, PD Dr. Johannes Ludsteck, Dr. Gabriele Sprigath, Walter Friedmann, Eckhard Althaus, Dr. Günter Rexilius, Bernhard Nolz, Tonia Keller, Monika Albicker, Dr. Marduk Buscher, Ernst-Ludwig Iskenius, Christina Lipps, Klaus Lipps, Schmidt Marion, Corinna Laude, Martin Gronau, Andreas Erdmann, Katja Sirotkin, Thomas Fetsch, Bernhard Koelbl, Klaus Hoppe, Sabine Höhn, Olaf Kolbig, Norbert Kalkowski, Ralph Drews, Winfried Lueg, Klaus Leger, Heinz-Jürgen Fey, Elke Zwinge-Makamizile, Elke Cheena, Eike Godau, Ines Janke-Kleiner, Elke Gerecht, Anja Hemberger, Dr. rer. nat. Karl Heinz Bernhart, Michael Lang, Dr. Eva Schaefer, Monica Felgendreher, Gudrun Kranz, Dr. David Lorenz, Günter Rosenhainer, Hans-Otto Hinrichs, Sven Seelenmeyer, Jürgen Günther, Friedrich Block, Wilfried Scherder, Klaus Rösch, Michael Mertin, Friedemann Reiner, Ulrich Walter, Ulrike Erb, Dr. phil Ralf Drost, Meike Warstat, Dr. Walter Wehler, Robin Rybin, Mara Dagmar Ziegler, Cornelia Hack, Gisela Vormann, Markus Häussler, Dr. Ulrike Hänsch, Christian Harde, Wolfgang Pitzer, Wolfgang Oedingen, Andreas Erner, Jörg Scholz, Florian Denk, Ulrich Kleiner, Gert Greiner, Judith Wilhelm, Christel Buchinger, Dr. Thomas Hohnerlein-Buchinger, Günter Mühlbauer, Dr. Wolfram Adolphi, Monika Mittag, Dr. Michael Jäger, Evelyn Hecht-Galinski, Susanne Platte, Eberhard Gramm, Prof. Dr. Astrid von Blumenthal, Matthias England, Herbert Wolf, Ulrich K. Warntjen, Karl-Heinz Baier, Dr. Martin Blumentritt, Ernst Burger, Daniel Schilde, Dieter Kraft, Friedrich Schell, Hans-Michael Bogner-Rapp, Dr. Wesselin Michailow, Bärbel Risch, Dr. Hans Güde, Elga Menning, Bernhard Poglitsch, Ekkehart Saager, Walter Schnitger, Adalbert Olma, Jürgen Bühn, Dr. Camillo Signor, Adrienne Twupack, Michael Hernla, Astrid Kießling, Stephan Hain, Sabine Kruse, Klaus Hartmann, Dario Conte, Petra Wandelt, Lothar Gündling, Ute Plass, Christine Fischer, Heinz Lindenberger, Guido Huster, Karina Harris, Jimmy C. Gerum, Dr. Waltraud Parta-Kehry, Dr. Johannes M. Becker, Brigitte Breidenbach.
Stand Montag, 27. Juni 2022: 195 Unterzeichner:innen.