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Ein Mensch ist in einem Zimmer gefangen, wenn die Tür unversperrt ist, sich nach innen öffnet; er aber nicht auf die Idee kommt, sie zu ziehen, statt gegen sie zu drücken. (Ludwig Wittgenstein)
Juni 2024 • Der Grundbestand des Textes ist vom November 2020. Damals dachte ich: Die Chinesen veranstalten ein Spektakel, im Westen glaubt man wirklich an die Seuche. Im März und dann fast vollständig Ende Mai 2024 wurden nun die Protokolle des deutschen Krisenstabs im Bundesamt für Gesundheit (Robert-Koch-Institut) veröffentlicht. Aus denen geht unzweifelhaft hervor: Die “Hochskalierung” zum “Gesundheitsnotstand” hatte keine medizinischen Gründe [Paul Schreyer, 6. Juni 2024]. Auch in Deutschland war die Pandemie eine reine Inszenierung. Wie überall im Westen, mit der Ausnahme von Schweden. Der Unterschied: In China betraf der “Lockdown” eine einzige (für dortige Verhältnisse) mittelgrosse Stadt, im Westen jeweils das ganze Land, mit den entsprechenden gesellschaftlichen Schäden.
Wer die Protokolle nicht selber lesen will: Artur Aschmoneit macht auf kodoroc eine detaillierte Auswertung.
Links aktualisiert oder durch Archivlinks ersetzt.
Seit Januar 2020 richten Maßnahmen gegen ein Virus, das Atemwegserkrankungen auslöst, in vielen Ländern in der Welt wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen an. Das Virus soll aus der chinesischen Stadt Wuhan stammen. Von dort kamen im Januar und Februar Bilder, die eine gigantische Aktion gegen das Virus zeigen sollen. Nur wenige scheinen sich die Bilder nochmal angesehen und sich gefragt zu haben: Ist das, was wir sehen, echt? Sind derartige Maßnahmen wirklich geeignet, die Verbreitung des “Wuhanvirus” aufzuhalten?
Viele Regierungen waren im Februar, März von einem besonders gefährlichen Virus ausgegangen und haben eine Reihe von Maßnahmen angeordnet, wie Quarantänen, Kontaktverbote und -verfolgung, Verpflichtung zum Tragen von Mund-Nase-Bedeckung, für die sich zusammenfassend die Bezeichnung “Lockdown” eingebürgert hat. Mittlerweile hat sich allerdings herausgestellt, dass die Gefährlichkeit des inzwischen offiziell als “SARS-CoV-2” bezeichneten Virus maßlos überschätzt wurde. Sie entspricht tatsächlich nur der einer normalen bis schweren Grippe. Das Virus bedroht ernsthaft in der Regel nur Menschen, die schwer krank oder hochbetagt sind, Menschen, die durch viele andere Einflüsse ebenso gefährdet sind.
Die angeordneten Maßnahmen haben auf die Verbreitung keinen nennenswerten Einfluss, was zuletzt in einer großen dänischen Studie für die Mund-Nase-Bedeckung und in zwei Veröffentlichungen [Archiv] für die Lockdowns insgesamt gezeigt wurde. Übertragen wird das Wuhanvirus, wie alle Atemwegsviren, im Wesentlichen durch länger andauernden direkten Kontakt, zum Beispiel in Haushalten oder in dichtem Gedränge.
Es ist anzunehmen, dass man in China zu keinem Zeitpunkt von einem besonders gefährlichen Virus ausgegangen ist und nicht versucht hat, die Verbreitung aufzuhalten.
Dass man in China spätestens Mitte Januar wusste, dass es kein Massensterben geben würde, entnehme ich dem Umstand, dass es eine “Frühe epidemiologische Abschätzung des Verbreitungspotenzials und der Virulenz” des Wuhanvirus in der Stadt selbst gibt, die von drei ausländischen Forschern, Kenji Mizumoto, Katsushi Kagaya und Gerardo Chowel, schon am 12. Februar auf den Preprintserver hochgeladen wurde. [MedRxiv] Die frühe Abschätzung berechnet eine Infiziertensterblichkeit von 0,12 Prozent, ein Wert, der in dem Rahmen liegt, der inzwischen weltweit bestätigt ist. Wenn ausländische Forscher das zu jenem Zeitpunkt bereits berechnen konnten, dann konnten das chinesische Behörden auch. Vor allem werden sie schon viel früher festgestellt haben, dass die allgemeine Bevölkerung nicht betroffen ist.
Mittlerweile wird die Infiziertensterblichkeit in Wuhan von John Ioannidis in einer Studie für die WHO zwar zu 0,31 bis 0,41 Prozent berechnet, weil in der zweiten Februarhälfte noch Menschen verstorben sind. [BLT; Archiv] In einer E-Mail schrieb er mir allerdings, dass die vergleichsweise hohe Sterblichkeit durch Krankenhauskeime und schlechtes Management entstanden ist. Es gab ein neues Virus, das die medizinischen Einrichtungen der Stadt unvorbereitet getroffen hat. Im Rest des Landes hatte man mehr Zeit, und entsprechend liegt dort die Infiziertensterblichkeit um mehr als den Faktor zehn niedriger.
China hätte allerdings beim besten Willen nichts gegen die Ausbreitung unternehmen können.
Das wichtigste Fest der chinesischen Kultur ist das Frühlingsfest. Es wird am chinesischen Neujahrstag gefeiert, der 2020 auf den 25. Januar fiel und mit dem das “Jahr der Ratte” begann. Das war nur zwei Tage nach der Abriegelung von Wuhan am 23. Januar. Es gibt eine gigantische Reisewelle um das Frühlingsfest herum, die einen eigenen Namen hat, “Chunyun”. Die Reisesaison begann offiziell am 10. Januar, zwei Wochen vor der Abriegelung. Am 22. Januar berichtete die chinesische Nachrichtenagentur, dass es bis zum 19. Januar 760 Millionen Reisen gegeben hat. [Xinhua] Hochgerechnet auf den 23. Januar kommt man auf eine Milliarde Reisen. Der Bericht enthält keinen Hinweis auf irgendwelche Reisebeschränkungen, sondern zeigt – wie andere Berichte der Agentur vom Chunyun – Bahnhofshallen in denen dichtes Gedränge herrscht. Wuhan ist ein wichtiger Verkehrsknoten in Zentralchina, und dort wird es ähnlich zugegangen sein.
Die frühe Abschätzung berechnet für Anfang Februar ungefähr zwei Millionen Infizierte in Wuhan. Mit den Daten von Ioannidis kommt man immer noch auf eine Million Infizierte. Mit den in der frühen Abschätzung angegebenen R-Werten kann man von einer wöchentlichen Vervierfachung der Infiziertenzahl ausgehen. Damit erhält man eine Viertel Million Infizierte am Tag der Abriegelung; 60.000 am 17. Januar, dem Tag, an dem China der WHO die ersten Infizierten gemeldet hat; und schon 15.000 am 10. Januar, dem Beginn der Reisesaison.
Es ist offensichtlich, dass man in China bis Mitte Januar ein besonders tödliches Virus bemerkt hätte.
Ebenso klar ist, dass man bei einer Abriegelung des Ausbruchsortes erst zwei Tage vor dem Frühlingsfest schlechterdings nichts gegen die Verbreitung unternehmen kann und will. Rechnet man mit 100.000 Infizierten bis zum 23. Januar, die im dichten Chunyun-Verkehr in ganz China umhergereist sind und Menschen angesteckt haben, und wöchentlicher Vervierfachung, dann kommt man auf eine Milliarde Infizierte bis Mitte März. Das heißt, zu diesem Zeitpunkt hätte China die “Herdenimmunität” erreicht, wenn nicht sowieso eine hohe Grund- und Kreuzimmunität vorherrschte. Dazu passt, dass China Ende März die Epidemie für beendet erklärt hat. [Zeit]
China hat insgesamt weniger als 5.000 Tote gemeldet. Es kann gut das zehn- oder hundertfache sein, aber Infizierte und an oder mit Virus Verstorbene sind ohne Test nicht als solche identifizierbar. Als Todesursache kann ein Arzt die schwere Erkrankung annehmen, die die meisten hatten. Durch die Abriegelung von Wuhan erst zwei Tage vor dem Neujahrstag werden die meisten immerhin Gelegenheit gehabt haben, ein letztes Frühlingsfest mit ihren Verwandten und Freunden zu feiern.
Insbesondere der Virologe Jonathan Latham und der Genetiker Allison Wilson haben eine Hypothese vorgeschlagen, nach der das Virus im September aus dem Institut für Virologie in Wuhan ausgebrochen sein soll. [SPR] Das Virus war von kranken Bergarbeitern nach monatelanger Liegezeit im Jahr 2012 isoliert worden. Durch die lange Liegezeit konnte es sich gut an menschlihce Körper anpassen, was seine besonderen Eigenschaften erklärt, insbesondere seine schädliche Wirkung auf das menschliche Immunsystem (die dennoch sehr selten ist).
Der Ausbruch soll sich im September ereignet haben, im Oktober und November hat es dann eine “Grippewelle” in Wuhan gegeben, mit vollen Krankenhäusern. Für die hier vertretene Chinahypothese relavant ist, dass das neue Virus dann schon im Dezember endemisch (allgemein verbreitet) gewesen wäre. Und natürlich, dass die chinesischen Behörden schon im November wussten, dass es für normale Leute nicht besonders gefährlich ist.
Nun gab es allerdings diese “Coronawelle” im Februar. Wuhan ist eine Industriestadt mit Umweltverschmutzung, in der es jeden Winter vermutlich mehrmals solche Wellen von Atemwegserkrankungen gibt. Wenn man einen PC-Test auf ein endemisches Virus bei den Erkrankten macht, dann erhält man das Bild einer “Coronawelle”, wenn man nicht auch noch auf die vielen anderen möglichen Erkrankungsursachen testet.
Die Coronawelle wäre, wenn die Ausbruchstheorie stimmt, eine reine Testfiktion, eine Test-Falldemie. [Köhnlein] Jedenfalls ist dann erst recht klar, dass China nichts gegen die Ausbreitung des Virus unternommen hat, da die eigentlich Welle vom Herbst zu Beginn der Chunyun-Saison längst durch war.
Was sehen wir, wenn wir nochmal die Wuhanbilder vom Jahresanfang angucken? Viele Träger von Mund-Nase-Bedeckungen. Die galten damals allerdings (wie inzwischen wieder) als unwirksam. (Auf den Chunyun-Bildern sind praktisch keine masketragenden Chinesen zu sehen.) Man sieht im Schnellverfahren errichtete angebliche Notfallkliniken, was später im Westen Schule gemacht hat. Die sind allerdings schon in Wuhan weitgehend leer geblieben, wie später im Westen ebenfalls. Am eindrücklichsten sind die vielen Desinfektionsszenen. Menschen mit ABC-Schutzmaske und weißem Ganzkörper-Overall besprühen Schalterhallen, Gehwege, Straßenzüge. [“Roboter”]. Mein Lieblingsbild zeigt “Freiwillige” vom “Blue Sky Rescue Team” die das Qintai Grand Theater “desinfizieren”. [Business Insider] Die Aufnahme sieht schön dystopisch aus, weil man nur Bühnenbeleuchtung angeschaltet hat. Die für eine solche Aufnahme nötige Ausstattung wäre vor Ort verfügbar gewesen. Auf den Straßen fahren Kohorten von Tanklastern in eng choreographierter Marschordnung, die alle gleichzeitig mit Schneekanonen vor sich hin sprühen. [Luoyang] Was man auf den Bildern der Wuhanaktion sieht, ist als Maßnahme gegen die Ausbreitung des Virus, das wir kennen, vollkommen sinnlos. Besonders teuer war die Wuhan-Aktion nicht (Mund-Nase-Bedeckungen, Overalls, Kanister aus dem Gartenzubehör, Kinderroboter usw.), eher ein billiger Open-Air-Science-Fiction-Budenzauber in der Stadtlandschaft von Wuhan.
Das bedeutet nicht, dass es nicht ein echtes medizinisches Problem gegeben hat, gegen dass reale Maßnahmen nötig waren. Das ergibt sich schliesslich aus den Daten von Ioannidis. Günter Frank schreibt ebenfalls, dass man es mit schweren Verläufen zu tun kriegen kann, mit denen sich ein Arzt auseinandersetzen muss. [Achgut] Und dann gab es im März einen Besuch von Ärzten aus Wuhan in Deutschland von dem in der “Welt” berichtet wurde. [Welt 19.03.20] Das Thema um das es den chinesischen Ärzten ging, war, wie man das medizinische Personal schützen kann, von Maßnahmen in der Bevölkerung ist im Artikel keine Rede.
Die Frage ist, warum hat man zusätzlich diese Science-Fiction-Aktion inszeniert?
Der Arzt, Coach und Bewegungslehrer Helmut Jäger, hat im Februar Laos besucht (wo man keine besonderen Maßnahmen ergriffen hat) und schon damals den Schaucharakter der Wuhan-Aktion erkannt, wie er mir privat mitteilte. Auf seiner Website “Medizinisches Coaching” beschäftigt er sich mit medizinischen Themen, Gesundheitspolitik und chinesischer Kultur. Jäger hat im Juni geschrieben (“Gesundheitsreligion oder Tianxia?”):
Die chinesische Führung reagierte auf die Covid-19-Epidemie sehr konsequent. Ihr ging es offenbar weniger um die Bedrohung durch “ein Virus”, als um die Chance das neo-konfuzianische Staatsmodell zu festigen. Man definierte (und überhöhte) einen starken, äußeren Feind. Und verdrängte zugleich andere Faktoren, die Atemwegsinfektionen begünstigten, und für den Ausbruch mitverantwortlich waren (u.a. die Luftqualität in Wuhan) [MC]
Die Kommunistische Partei macht auch sonst grosse Inszenierungen, wie Parteitage oder olympische Spiele. Der chinesische Staat hätte sich zusätzlich zu echten Maßnahmen mit einer visuell eindrücklichen Aktion in Szene gesetzt.
Womit sich die Frage stellt: Warum hielt es die chinesische Regierung für nötig, sich in dieser Weise in Szene zu setzen? Einfach so, ist als Erklärung meiner Meinung nach etwas dünn.
Eine mögliche Antwort liefert der ehemalige Direktor des israelischen Gesundheitsministeriums, Yoram Lass:
Dies ist die erste Epidemie der Geschichte, die von einer anderen Epidemie begleitet wird, dem Virus der sozialen Netzwerke. Diese neuen Medien haben ganzen Bevölkerungen das Gehirn gewaschen. Man bekommt Angst und die Unfähigkeit auf die realen Daten zu schauen. Und daher haben wir alle Zutaten für eine monströse Hysterie. [Spiked]
Es soll sich so verhalten haben, dass Li Wenliang, Augenarzt in Wuhan, die Welt am 30. Dezember über soziale Netzwerke von einem neuartigen Virus unterrichtet hat. Einige Tage später soll ihn die Polizei davor gewarnt haben, Gerüchte zu verbreiten. Die Verwarnung wurde später im Westen als Unterdrückung eines Whistleblowers gedeutet. Man kann genausogut annehmen, dass die chinesischen Behörden schon im Dezember zu der Auffassung gelangt sind, dass es sich keineswegs um eine besondere Gefahr für die Allgemeinheit gehandelt hat. Dann wäre die Verwarnung an den Augenarzt aus Sicht der chinesischen Behörde korrekt gewesen.
Trotzdem kann es sein, dass das neue Virus nunmehr in den sozialen Netzwerken Chinas umherschwirrte, so dass der chinesische Staat sich genötigt sah, eine bildmächtige Aktion durchzuführen um das Virus der sozialen Netzwerke zusätzlich zu dem wirklichen Virus zu bekämpfen. Zu dieser Hypothese passen die Fall- und Sterbezahlen, die China an die WHO übermittelt hat. Es gab eigentlich nur im Februar einen Berg von Testpositiven und Sterbefällen, seit März praktisch nichts mehr. Und fast vier Fünftel der Toten sind aus Wuhan gemeldet. Erreichen kann man das, indem im Wesentlichen nur in Wuhan visuelle Maßnahmen macht, nur dort testet, und zwar Erkrankte. Wird der Test so verwendet, entspricht das Fallbild der wirklichen epidemiologischen Lage in Wuhan und wenn diese vorbei ist, war die Aktion erfolgreich.
Wissenschafts-Blogger Peter F. Mayer hat, ebenso wie Jäger, schon im Juni von einem “Medienereignis” geschrieben. [Juni] Im August hat er nachgelegt und die Wuhan-Aktion eine “Inszenierung auf riesiger Bühne” genannt. [Aug.]
Peter F. Mayer spricht im Gegensatz zu Jäger von einem regelrechten “Lockdown-Trick”, mit dem China insbesondere die westliche Welt absichtlich hinters Licht führen wollte: “China hat sich auf einem kleinen Teil seines Territoriums als Pionier des noch nie dagewesenen und medizinisch sinnlosen radikalen Lockdows hervorgetan. Fast alle Länder sind gefolgt und wie die Lemminge über die Klippe der teilweisen Vernichtung der eigenen Wirtschaft gesprungen.”
Mayer erklärt sich dies aus der Konfrontation mit Amerika. Auch Europa hat inzwischen China als “systemischen Rivalen” bezeichnet. Man versucht, weiteren Technologietransfer zu verhindern und den chinesischen Huawei-Konzern beim Ausbau eines neuen Mobilfunknetzes zu behindern.
Mayer kann nicht erklären, warum das Wuhanspektakel die westlichen Führungskräfte in die Irre führen konnte. Hätten die Politiker die Lagebeurteilung den zuständigen Institutionen und Personen überlassen, wäre man wohl schon im Februar bis Anfang März beispielsweise zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Überreaktion gehandelt haben muss. Der Umstand, dass bei den Besuchen von Ärzten aus Wuhan nicht von Maßnahmen in der breiten Bevölkerung die Rede war, spricht eher dafür, dass man man in China selbst im März noch nicht damit gerechnet hat, dass das Maßnahmen-Bündel “Lockdown” von Dauer sein oder zum Beispiel in Deutschland überhaupt eingeführt würde.
Es ist sowieso die Frage, ob Mayer recht damit hat, dass die die Maßnahmen in Wuhan im Januar und Februar wirklich das Vorbild waren und mit dem Begriff “Lockdown” richtig bezeichnet sind. Meines Wissens war im Wesentlichen von “Abriegelung” und “Ausgangssperre” die Rede. Also Quarantäne, das, was man mit einem Schiff macht, auf dem eine Seuche an Bord ist. Für soziale Netzwerke ein plausibler Begriff. Visuell eindrückliche Masken sieht man auf den Bildern viel, das nicht so deutliche Social Distancing eher selten. Immerhin, für die angebliche Fähigkeit, binnen Tagesfrist Krankenhäuser zu bauen, wurde China bewundert.
Wenn nicht aus China, woher stammen dann die Maßnahmen, die in der westlichen Welt Schule gemacht haben?
Eine Möglichkeit ergibt sich aus dem Buch “Chronik einer angekündigten Krise” von Paul Schreyer, dem Herausgeber von Multipolar. Er berichtet dort von einer Reihe von Simulationen, die bombastische Namen wie “Dark Winter”, “Atlantic Storm” oder “Clade X” tragen. Es gibt zu diesen Simulationen wüste Verschwörungstheorien, die ich genauso sehe, wie Thomas Rietzschel: Solche Theorien “sind lächerliche Ausgeburten überhitzter Gehirne, Versuche der Hilflosen, einen Sinn hinter dem zu entdecken, was ihnen unerklärlich erscheint. Heraus kommt dabei stets das Gleiche: purer Unsinn”. [Achgut] Es ist viel einfacher anzunehmen, dass es sich um Planspiele von Führungskräften gehandelt hat, mit denen ab 2010 vornehmlich Epidemien gefährlicher Erreger simuliert wurden. In diesen Planspielen herrscht sicherlich ein technobürokratisches Weltbild, aber dass sich Führungskräfte mit der Abschätzung öffentlicher Gefahrenlagen befassen, ist normal.
Eine Frage wäre, ob die Planspiele realistisch waren. Existieren die postulierten gefährlichen Erreger wirklich? Sämtliche von der WHO seit 2009 ausgerufenen Pandemien haben sich als weit weniger tödlich erwiesen, als man zunächst annahm. Sie waren in diesem Sinne allesamt Fehlalarme. Und die simulierten Maßnahmen, die zum Teil dem entsprechen, was jetzt als “Lockdown” praktiziert wird, haben sich inzwischen als unwirksam erwiesen. Tatsächlich haben sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch das Europäische Zentrum für Seuchenkontrolle schon lange die Evidenz für die Wirksamkeit der Maßnahmen als sehr niedrig veranschlagt. [TP]
Die Führungskräfte hätten demnach ihre Zeit mit irrealen Computerspielen verbracht und was wir derzeit erleben wäre der Versuch, ein technobürokratisches Science-Fiction-Game in die Realität zu überführen. In der zerbröselnden gesellschaftlichen Struktur und der durch die Maßnahmen entstandenen Wirtschaftskrise zeigt sich der Fehlschlag dieses Versuchs. Der “Endsieg der Bürokratie” (Rietzschel) führt letztlich zur Zerstörung der gesellschaftlichen Grundlage dieser Bürokratie selber. – Dass sie ihre eigene Gesellschaft zerstören, haben Endsiege so an sich.
Bisher ist Mayers Hypothese weiterhin unplausibel, da der Westen China nicht nachmacht, sondern Selbstgeübtes in die Tat umsetzt, vielleicht visuell inspiriert durch die Wuhanbilder. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, dass das Wuhan-Spektakel doch absichtliche Irreführung gewesen sein könnte.
Eines der Planspiele hiess “Event 201”, es wurde im November 2019 abgehalten. Die Ergebnisse dieses Planspieles wurden im Januar vom Johns Hopkins Center for Health Security, dem Weltwirtschaftsforum, und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung in Davos vorgestellt. [CHS; alternativ] Die Simulation postuliert, dass “die nächste schwere Pandemie nicht nur viel Krankheit und Tod bringt”, sondern auch eine “große Kaskade wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Konsequenzen auslösen könnte, die bedeutende Auswirkungen und Leid zur Folge haben könnte”. Die Webseite von “Event 201” teilt mit, dass die Epidemiologie der Simulation nicht der des Wuhanvirus entspricht.
Schreyer meint, dass erst die Präsentation der Simulation dazu geführt hat, dass dem Wuhanvirus in den Medien Aufmerksamkeit wiederfahren ist. Man muss keine Absicht unterstellen, denn in den Medien ist die Verknüpfung von Nachrichten über ein neues Virus schnell mit der Vorstellung einer “schweren Pandemie” verbunden. Das ist eine Art konditionierter Medienreflex.
Wie wird daraus ein “Lockdown-Trick”? China wird in den Planspielen die Rolle eines Staates zugeschrieben, der als autoritäres Regime mit Epidemien besonders kompetent umgehen kann. Man kann sich vorstellen, dass der Vertreter von China in Davos gehört hat, wie die anderen Regierungschefs nach der Präsentation des Planspiels über das Wuhanvirus und die Gefahren schwerer Pandemien gesprochen haben. Angesichts von deren Konfrontationshaltung könnte er sich überlegt haben, die virologische Phantasie und die vom autoritären Hightechstaat China zu bedienen. Was würde wohl passieren, wenn man ein Spektakel inszeniert, das wie die Bekämpfung einer “schweren Pandemie” in einem Science-Fiction-Film aussieht?
Die Redakteurin vom Demokratischen Widerstand, Aya Velázquez, schreibt ebenfalls über den Scheincharakter der Wuhanveranstaltung. [DW] Sie meint, dass China mit den Silicon-Valley-Konzernen gemeinsame Sache gemacht hat um die “schwere Pandemie” künstlich herbeizuführen. Das halte ich für unplausibel. Erstens ist das eine Verschwörungstheorien über die das gleiche wie oben zu sagen ist. Dann ergibt es wenig Sinn, weil China den Konzernen nicht erlaubt, im Land tätig zu werden. Man hat eigene entsprechende Technologien und ist sicher an deren Verbreitung interessiert. Warum sollte man kooperieren? Vor allem würde die Hypothese bedeuten, dass kalifornische Konzerne und westliche Regierungen daran interessiert sind, die eigenen Gesellschaften vorsätzlich zugunsten ihres “systemischen Rivalen” zu ruinieren.
Dagegen, dass China Davos für ein besonders wichtiges Ereignis hält, spricht übrigens der Rang seines Vertreters. Der Westen war jeweils mit der politischen Nummer Eins vertreten (Kanzler, Präsident, Premierminister usw.). China hat den Vizepremier geschickt, dass ist die Nummer Sieben im höchsten Gremium des Staates, dem Ständigen Ausschuss des Politbüros. Der Ständige Ausschuss hat nur sieben Mitglieder, Vizepremier war also die niedrigstmögliche Vertretung, diplomatisch eine Stufe über der Nichtteilnahme, wen China den Standigen Ausschuss insgesamt als das diplomatische Äquivalenz westlicher Staatschefs betrachtet.
Fassen wir zusammen. Die Inszenierung in der Stadtlandschaft von Wuhan hatte keinen Einfluss auf die wirkliche Epidemie sondern zielte auf das Virus der sozialen Netzwerke. Es kann sein, dass dieses absichtlich geschaffen wurde um den westlichen Menschen eine Schrecken einzujagen. Es kann aber auch sein, dass erst durch die Nachrichten von Davos in China Viranpanik ausbrach und die Führung das Spektakel dagegen inszeniert hat, ohne sich um die Wirkung der Bilder im Ausland zu kümmern. Oder die Panik lief in den chinesischen sozialen Netzwerken nachdem der Augenarzt Li darüber berichtet hatte schon, und wurde durch die Nachrichten aus dem Ausland verstärkt. Eine Chance, das neokonfuzianische Staatsmodell zu festigen, wie Jäger meint, war es in jedem Fall.
Dass die Wuhanbilder so einschlagen würden, damit konnte man in China vermutlich nicht rechnen, so etwas kann man nicht planen. Es mussten weitere Ereignisse hinzukommen: Italienbilder, Rechenmodelle mit einer riesigen Zahl von Toten, der Tod des angeblichen Wistleblowers, usw. Vielleicht war das Virus wirklich neu, hat also in einigen wenigen Teilen der Welt zunächst einen Schwung an Toten hervorgerufen. Allerdings kann schon die im Februar einsetzende Virenpanik für einen Teil der zusätzlichen Toten verantwortlich sein.
Wesentliches Einschlagsmoment war aber vermutlich dann der “Lockdown” selber. Dazu Yoram Lass:
Es handelt sich um etwas, was die Wissenschaft positive (sich selbst verstärkende) Rückkopplung oder Schneeballeffekt nennt. Die Regierungen fürchten ihre Bürger und setzen deswegen drakonische Maßnahmen durch. Die Bürger schauen sich diese Maßnahmen an und werden noch hysterischer. Das geht hin und her, der Schneeball wird größer und größer, bis wir irrationales Territorium erreichen. Dies ist nichts weiter als eine Grippe-Epidemie, wenn man sich die Zahlen und Daten ansieht, aber in ihrem Angstzustand sind die Leute blind.
Auf diese Weise ist die “erste moderne Panhysterie” entstanden.
Und dann wäre da die Konditionierung der Aufmerksamkeit auf die absolute Fallzahl, die die epidemische Situation selbst dann noch am Laufen hält, wenn die medizinische Gefahrenlage längst vorbei ist. “Falldemie” (casedemic) hat das Vorstandsmitglied der irischen Stiftung für die Aufklärung über Herzkrankheiten, Ivor Cummins, dieses Phänomen genannt. [Fat Emperor] Eine Falle, in die einige Länder schon 2009 bei der “Schweinegrippe” geraten sind.
In der westlichen Kultur herrscht der Wahrheitsmonismus. Früher gab es den einen wahren Gott, heute die eine Natur. Im Streit um die Lagebeurteilung und die Maßnahmen wird versucht, die verschiedenen Aspekte der epidemischen Lage miteinander in Übereinstimmung zu bringen: die Anwesenheit eines gefährlichen Erregers, ein positiver Test als Anzeichen für dessen Anwesenheit, eine der Gefahr entsprechende Vorstellung als “psychologischer Effekt” (Anschober) und Maßnahmen, die der Gefahr angemessen sind. [ORF; Archiv] Wenn das nicht gelingt, weil das wirkliche Virus dem eingebildeten nicht entspricht, und zwischen Fallzahl und Maßnahmen kein Zusammenhang besteht, dann ergibt sich eine kollektive Zwangsneurose.
In der konfuzianischen Ethik wird dem “Handeln, als ob es so sei”, egal, ob es so ist oder nicht, ein hoher Stellenwert eingeräumt, wie Helmut Jäger schreibt. [MC] Wenn der Staat sagt, es herrsche eine Epidemie, man solle das und das tun, dann werden die Leute das machen, selbst wenn sie es besser wissen. Das Leben in China scheint ein gehöriges Mass an gesellschaftlicher Schauspielerei zu beeinhalten. Und der Chinesische Staatszirkus ist weltberühmt.
Natürlich weiß man in China, dass das “Dao des Himmels”, die Natur, sich “in seiner Selbstregulierung nicht menschlicher Subjektivität anpassen” wird, “daher ist die Schöpfung Maßstab des Menschen und nicht umgekehrt”, so der chinesische Philosoph Zhao Tingyang, in seinem Buch “Alles unter dem Himmel” (2020). [Suhrkamp]
Innerhalb dieses Rahmens kann man jedoch spielen:
Da sich das Dao des Himmels in den sich verändernden Konstellationen aller Dinge und nicht als deren unveränderliches Wesen manifestiert, strebt die Metaphysik des Dao nicht danach, das Wesen der Schöpfung zu bestimmen, sondern sämtliche “Erscheinungen” der Veränderung der Dinge zu erfassen. Die Erscheinung legt kein Ding kategorial fest, als Synonym für das sich verändernde Dao zeigt sie nur dessen Möglichkeiten an.
Wirkliches Virus, eingebildete Gefahr, Fallzahl, und Maßnahmen sind sich verändernde Konstellationen, deren Beziehung sich nach den Zielen organisieren lassen, die der Staat hat. Wenn das Virus der sozialen Netzwerke, jedenfalls in China, mit dem wirklichen verschwinden soll, bietet es sich an, nur Erkrankte zu testen. Die Fälle sind dann synonym mit dem sich verändernden Dao des wirklichen Virus und verschwinden mit diesem ebenso wie die eingebildete Gefahr. Dann kann man mit dem Testen im Wesentlichen aufhören.
Oder das Testen strategisch einsetzen. Es gab einen Massentest der Wuhan-Bevölkerung in der zweiten Maihälfte. Zehn Millionen in nur drei Wochen. Gefunden wurden 300 positive Fälle, davon 110 falsch positiv. Das klingt zunächst unglaubwürdig, aber die Resultate wurden im November veröffentlicht. (Cao et al., Nature Communications). Es ist tatsächlich möglich eine so niedrige falsch positive Rate zu erhalten, wenn man einen Test nur dann positive wertet, wenn zwei sogenannte Targets positiv sind, nicht nur eines, und man den Ct-Wert niedrig genug einstellt. Genau dies sieht das Testprotokoll vor. Und dann kann man sich hinstellen und erklären, “Wuhan ist jetzt sicher, die Menschen in Wuhan sind sicher” (Xinhua).
Der Witz besteht darin, dass man das nur in Wuhan macht, ansonsten Massentests vermeidet, und nur ganze wenige demographische Studien macht. Dann hat man keine Epidemie mehr.
Es sieht so aus, als ob man in China den Test als ein Spielzeug betrachtet hat, das bestimmte Eigenschaften hat, aber kein kategorial festgelegtes Ding ist. Die Maßnahmen sind ebenfalls keine kategorial festgelegten Dinge, sie müssen Gefahren für medizinisches Personal und Bevölkerung beseitigen und dazu den sozialen Netzwerken als möglicherweise wirksam erscheinen.
Die Maßnahmen in China haben, so die hier vertretene Hypothese, darauf abgezielt, sowohl das wirkliche als auch das Virus der sozialen Netzwerke zu beseitigen, damit das Land als erfolgreiche Nation dasteht, “als ob es so sei”, und so schnell wie möglich zum normalen Leben zurückkehren zu konnte.
Dagegen befindet sich insbesondere die westliche Welt weiterhin auf dem irrationalen Territorium und kämpft gegen ein “Killervirus” (Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel), das in dieser Form nur in der Einbildung der Menschen existiert, mit Maßnahmen, die keinen Einfluss auf die Falldemie der testpositiven Zahlen haben.
In China hat man das Dao des wirklichen Virus nicht menschlicher Subjektivität angepasst, sondern es einmal durch die Gesellschaft durchlaufen lassen. Damit ist man auf jeden Ausgang der Pandemie vorbereitet, weil es keine Erkrankungsschübe mehr geben kann.
Als China Ende März das Ende der Epidemie erklärt hat, hat man mitgeteilt, dass das Virus nunmehr nur noch “im Ausland” vorkommt. Wenn das Virus im Rest der Welt einfach verschwinden sollte, dann hat man mit “Kontaktverfolgung” und “Grenzkontrollen” die “Ausbrüche” im Land erfolgreich verhindert, als ob es so sei.
In einigen Ländern endet die Pandemie, “wenn es einen Impfstoff gibt”. Dieser muss im Westen natürlich wirklich wirksam sein, und sei es durch langfristige schädliche Nebenwirkungen. Was ist mit China? Einerseits “benötigt man für Studien zehntausende Teilnehmer, und da der Ausbruch in China größtenteils unter Kontrolle ist, müssten Unternehmen ihre Impfstoffe anderswo testen…”. Andererseits hat “China Arbeitnehmern, die ins Ausland reisen, die Möglichkeit gegeben, sich mit einem von zwei Covid-Impfstoffen impfen zu lassen, die von China National Biotec entwickelt worden sind.” (Michael Cembalest, Vorstand für Märkte und Investmentstrategie bei JPMorgan). [JPMorgan; Archiv] Keine Möglichkeit, einen Impfstoff zu entwickeln, aber schon über zwei verfügen? Für diejenigen mit natürlicher Immunität würde eine Kochsalzlösung als Scheinimpfung reichen, als ob es so sei. Kurz- und langfristige Nebenwirkungen muss ein Chinese nicht befürchten.
Sollte sich doch noch der Schauspielcharakter der Wuhanaktion herausstellen, wird China mitteilen, dass es nicht seine Aufgabe sei, öffentliche Gesundheitsgefahren in anderen Staaten abzuklären. Schweden kann das, also kann man von jedem Staat erwarten, dass er das kann. Dass die Politiker in vielen Staaten die dortigen für die Beurteilung öffentlicher Gefahren zuständigen Institutionen oder Personen umgangen haben, liegt in deren eigener Verantwortung. China mischt sich niemals in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein. Zumal man zusätzlich erklären könnte, dass einerseits Maßnahmen gegen das Virus der sozialen Netzwerke nötig waren und es die Präsentaton von “Event 201” gewesen sei, die den Schneeball losgetreten hat.
China ist auf jedes denkbare Ende der Pandemie vorbereitet und wird als erfolgreiche Nation dastehen.
Die unmittelbaren Vorteile für China sind enorm. Die Maßnahmenländer begeben sich tief in die Rezession, nach China bringt das “Chaos, das das Virus überall sonst angerichtet hat…, eine Flut von Geld” hinein. (Thomas Hale, Financial Times, 18.11.20) In China haben die Menschen ein Jahr lang in Orten der Kreativität und der Geselligkeit Ideen zur Welt gebracht, während diese Orte im Westen zumeist geschlossen waren, wenn sie nicht sogar pleite gegangen sind. Und die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die virologische Lage hat den Geist für anderes blockiert.
Der ideelle Vorteil für China dürfte noch größer sein. Was sind die angeblichen westlichen Kernwerte von Freiheit und Demokratie wert, wenn die Menschen bereit sind, sie für ein grippeähnliches Virus aufzugeben? Was ist von Gesellschaften zu halten, die durch Bilder von einem billigen Budenzauber und den ungebremsten Kommunikationssturm in den sozialen Netzwerken und Massenmedien in eine kollektive Zwangsneurose verfallen, statt eine Gefahrensituation seriös aufzuklären? Was von Politikern, die mutwillig ihre eigenen Gesellschaften demolieren?
Die westliche Zivilisation ist nach dem Philosophen Zhao Tingyang von der “imperialistischen Weltanschauung” geprägt, die die Welt “als Objekt der Unterwerfung, Beherrschung und Ausbeutung” betrachtet und “keinesfalls als politisches Subjekt”. Das schliesst die Technologiekonzerne ein: “Falls Hightech-Systeme mit dem System des globalen Finanzkapitalismus verschmelzen, besteht die Möglichkeit der Entstehung einer noch nie dagewesenen neuem Form von Macht, einer grenzenlosen systemischen Macht, die über einen Grossteil, wenn nicht die Gesamtheit aller Menschen herrschen wird.”
Dagegen entwickelt Zhao das Konzept einer Weltordnung des “neuen Tianxia”, “Alles unter dem Himmel”: “Die Absicht des Tianxia-Systems (ist) die Schaffung reziproker Beziehungen der Begünstigung, (die Schaffung) einer Welt, worin gemeinsamer und geteilter Nutzen exklusiven Nutzen übertrifft. Es rechnet darauf, dass die Attraktivität des Beitritts stärker ist, als die Ablehnung.”
Zwar ist nach Zhao China nicht mit Tianxia identisch, man darf aber davon ausgehen, dass die von ihm entwickelten Vorstellungen, die eine fast dreitausend Jahre alte Geschichte haben, in der Ideenwelt der chinesischen Führungskräfte eine bedeutende Rolle spielen. Ein weiterer Grund, warum ich nicht an eine Kooperation von China und westlichen Hightechkonzernen glaube.
Jedenfalls könnte Tianxia nach dem Kollaps der westlichen Kernwerte für viele aussereuropäische Gesellschaften das attraktivere Konzept sein. Das meint Helmut Jäger: “Mir kommt das (sich ankündigende westliche) ‘Gesundheits-Religionssystem’ gegenüber dem, was gerade an geistiger Erneuerung in Asien geschieht, ziemlich lächerlich vor.”
China hat einen einzigen Militärstützpunkt ausserhalb seines Staatsgebietes, vergibt Kredite an andere Staaten ohne Einmischung in innere Angelegenheiten, und chinesische Firmen werden von der Internationalen Arbeitsorganisation für die Einhaltung internationaler Mindeststandards gelobt. (Wolfram Elsner, Gastprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der Jilin-Univerität in China, in “Das chinesische Jahrhundert”) [Westend] Zuletzt wurde Mitte November auf Initiative Chinas in Ostasien die grösste Freihandelszone der Welt gegründet. Europa und Amerika sind vorläufig nicht dabei (immerhin aber Ozeanien).
Wenn diese Überlegungen stimmen, dann ist das Chinabild, welches bei westlichen Führungskräften, zum Beispiel in den Planspielen, aber auch in der allgemeinen Öffentlichkeit vorherrscht, in Wirklichkeit eine Projektion der eigenen “imperialistischen Weltanschauung” auf das Land. Dem Werk von Zhao kann man entnehmen, dass China die westliche Kultur genau analysiert und für sich übernommen hat, was es gebrauchen konnte. Umgekehrt hat bisher im Westen keine auch nur annähernd ähnlich eingehende Beschäftigung mit der chinesischen Kultur stattgefunden.
Nachdem Mao seine Macht etabliert hatte, wollte er China Ende der 1950er Jahre mit dem “Großen Sprung nach vorn” industrialisieren. Die Bauern sollten mit Minihochöfen Stahl erzeugen. Das Ergebnis dieses Verlustes des Wirklichkeitssinns war unbrauchbarer Stahl und eine Hungersnot mit 45 Millionen Toten. Der Westen will dem Aufstieg Chinas etwas entgegensetzen, verfällt stattdessen jedoch nicht zuletzt durch ein chinesisches Freiluftspektakel, in den Viruswahn.
Einige westliche Staaten sind auf einen Konfliktkurs zu China gegangen. [Technologie; (Archiv), Europa, Militär, Huawei; (Archiv)] Jetzt haben sie ihre eigenen Gesellschaften lockdowngeschädigt. Das entspricht einem Heerhaufen, der in den Kampf ziehen will, dann Gespenster sieht und aus Furcht seine eigenen Waffen kaputt macht weil er den Eindruck hatte, der auserwählte Gegner habe das ebenso gemacht. — Wie wird sich ein chinesischer Politiker oder Geschäftsmann zukünftig gegenüber einem Lockdownpolitiker verhalten?
Wenn die Geschichte hier wahr sein sollte, dann haben die Veranstalter des Corona-Circus von Wuhan die grösste Unterhaltung ihres Lebens gehabt. Angeregt durch dieWuhanbilder haben die Menschen der Welt einen Abstandstanz mit Maske zum Takt der absoluten Fallzahlen aufgeführt. Die Nationen haben für China einen “Welt-Circus Corona” aufgeführt.
Jetzt ist der “Great Reset” angesagt (noch so ein technobürokratisches Wahngebilde), der großen Sprung nach hinten. Wegen eines Virus, dessen Gefährlichkeit “etwa dieselbe (ist) wie bei der normalen Influenza, vor der niemand auch nur ein bisschen Angst hat, geschweige denn, dass wir unsere Gesellschaft deswegen lahm legen.” (der Stockholmer Notfallmediziner Sebastian Rushworth) Die Jugend auf der Technoparty in der Badeanstalt von Wuhan macht nicht den Eindruck, als ob sie diese trübe Vision des Westens etwas angeht. [Rushworth]
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